Teil 24
.... der kleine Sir Gildin, seines Zeichens Silberfunken-Terrier?
Es ist ein Bisschen ruhig um ihn geworden. Der kleine Silberfunken-Terrier hat sich sein Dasein hier trefflich gerichtet
Wer seine Geschichte verfolgt hat, weiß, wo er seine Reise begonnen hat und wie er Schritt für Schritt aus der dunkelschwarzen Tiefe von Trauma und jahrelanger Deprivation an diesem heutigen Punkt ankam.
An dem Punkt, an dem er aktiv sein kleines Leben gestaltet, in seinem Wohlfühl-Rahmen. Ich denke, ich darf mich so weit hinaus lehnen zu sagen, er ist glücklich und zufrieden. Das war das Ziel. Leben, wie es sein soll.
Gildin hat unterwegs gelernt, sich abseits von Angst und Panik wieder zu spüren, Vorlieben und Abneigungen zu haben, und diese auch kund zu tun. Er hat seine Fähigkeit entdeckt, Dinge und Situationen mit Neugier und Gelassenheit wahr zu nehmen, reflektierte Entscheidungen zu treffen und eigenständig zu handeln. Er muss nicht mehr auf die geringen Möglichkeiten des Survival-Notfallprogramms in seinem Kopf zurück greifen.
Er ist ein kleiner Optimist geworden, mit äußerst charmanten missmutigen Episoden, wenn etwas nicht nach des Terriers Plaisir ist.
Er darf das. Er soll das sogar.
Er hat sich selbst gefunden, und fühlt sich wohl in seiner kleinen Welt, in der er Mitsprache und Vetorecht hat. Er kann sich auf gegebene Versprechen verlassen.
Das ist es, was der Angst die Nahrung raubt - Sie ist einfach verhungert.
So kommt es, dass Gildin dem kleinen Grillfest mit Gästen im Garten beiwohnen kann.
Dass er den Rest des Hauses erobert hat.
Dass er sein Brustgeschirrchen tragen kann, und daran angeleint auf seinen eigenen Pfoten in die Tierarztpraxis gehen kann. Dass der Besuch dort ohne Maulkorb von statten gehen kann.
Dass man ihn zu sich rufen oder aus dem Garten abholen kann. Dass das Terrierfell sauber und gebürstet ist und die Öhrchen gereinigt sind. Freiwillig.
Ungetrübt ist das Glück nicht - aber dank unserer Tierärztin merkt Gildin nicht allzu viel davon.
Der Honig im Kopf wird immer zäher, Demenz ist etwas Gnadenloses. Dank medikamentöser Unterstützung hat ihn die teils schon ganz massive nächtliche Unruhe nicht mehr so fest im Griff.
Den einen oder anderen kleinen epileptischen Anfall leistet sich der kleine Terrier ab und an, stört sich aber nicht daran. Aufstehen, verwundert um sich schauen, etwas breitbeinig weitergehen ist die Devise.
Woran ebenfalls nichts mehr zu ändern ist, ist sein Herz - hat es uns schon so manchem Schreckmoment mit Synkopen und folgenden Umfallern beschert, lässt es uns nicht vergessen, dass der Moment kommen wird, in dem es den Dienst versagen wird. Seit der durch Druck auf die Luftröhre verursachte massive Husten zumindest symptomatisch behandelt wird (die Ursache ist nicht zu beheben), ist der kleine Terrier zwar oft müde durch die Medikamente, findet aber viel besser Schlaf.
Unser Küchenbord ist eine einzige Apotheke, er bekommt alles, was zu seinem subjektiven Wohlbefinden beiträgt.
Dass er beschlossen hat, dass man aktuell fast ausschließlich Cheeseburger essen kann, gestehen wir ihm klaglos zu, weil Essen und damit die Medikamentenaufnahme lebensnotwendig sind. Ab und zu darf ich in Butter gebratene Hühnerherzen servieren (aber nur aus dem speziellen Tupper-Topf, nicht aus der Pfanne!), und der Wild-Leberkäse aus der kleinen Bio-Fleischerei tut's dann doch auch. Manchmal.
Dass die Deckchen täglich frisch ausgetauscht sein müssen versteht sich von selbst, die Schlafenszeit wird ... naja, nennen wir es "demokratisch gestaltet".
All das ist völlig in Ordnung. Auch, dass Gildin die Welt außerhalb nicht interessiert.
Abgesehen davon wär's auch zu riskant - Stress könnte letal sein. Er hat seine Grenzen gesteckt, und ich bin stolz auf ihn.
Es ist SEIN Leben.
Ich habe diesen bewundernswerten kleinen Hund nicht zu mir geholt, um ihn zu "richten", ihn "normal" zu machen. So etwas tue ich mit Hunden nicht. Das sollte niemand, weil es respektlos und unempathisch ist. Ich habe ihn schon gar nicht zu mir geholt, um zu beweisen, was Trainer_innen nicht alles können. Ich habe gehofft, gut genug zu sein, um ihm zurück zu geben, was ihm vorenthalten wurde, bis es fast zu spät war: sein Leben. Ein jetzt sehr ruhiges, überschaubares Leben, in dem er sich blendend zurecht findet, weil er daran mitgebaut hat, und das so auch dem Honig im Kopf gut widersteht. Der kleine Meister Gildin residiert gerade in seinem Garten in der Herbstsonne. Ich weiß, dass es für ihn schon der Spätherbst des Lebens ist ... Und gerade deshalb zählt jedes kleine Glück, jeden Tag.
Mögen uns noch viele, viele davon geschenkt sein.
Ich glaube fest daran - hey, schließlich ist er ein Terrier.
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