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Silberfunken - Gildins Reise ins neue Leben - Gildin @ work

Teil 11


Der vorherige Silberfunken drehte sich ganz um die Anfänge und Grundlagen des Lernens.


Jetzt wird es Zeit, den kleinen Meister Gildin vor den Vorhang zu holen, damit er zeigt, wie es ganz praktisch funktioniert. Ich darf ein Bisschen meinen Senf dazu geben.


Wir arbeiten so, wie Hundetraining heute eigentlich ganz selbstverständlich sein sollte – belohnungsbasiert, kleinschrittig, zielorientiert, aber flexibel. Ich verstärke Verhaltensweisen, die ich gerne in unserem Werkzeugkistchen für unseren weiteren Weg hätte.


Um das wirklich tun zu können, und nicht nur zu glauben, ich belohne, war der erste Schritt:


Auswahl der Belohnungen


Nachdem ein Ankreuzbogen mit kleinen, alten Terriern nicht so toll funktioniert, teilt er mir sein ganz persönliches Belohnungsranking mittels einer Eiswürfelform mit.



In jedem Äpfelchen war eine andere Leckerei, von der ich grundsätzlich annahm, dass sie Anklang findet. Gildin hat Fach für Fach nach seinen Präferenzen ausgeschleckt.

Denn gerade zu Beginn eines Lernprozesses ist nicht nur eine hohe Belohnungsrate, sondern auch die Attraktivität der Belohnung wichtig. Der kleine Terrier soll schließlich einen guten Grund haben, hier mit zu tun.



Eine kleine bissige Randbemerkung ist in einem Terrierblog gestattet – der immer noch herum spukende Ansatz „Der Hund soll es für mich / aus Respekt / weil ich es sage tun“ würde hier einen legendären Voll-Versager einfahren. Zu Recht. Quod erat demonstrandum.


Was nicht bedeutet, dass Goodies die einzig mögliche Belohnung sind.


Abstand geben, soziale Interaktion, ein Spiel, Schnüffeln gehen, Buddeln, ins Wasser springen, rennen...was auch immer für eure Hunde besonders hoch im Kurs steht und nicht gerade beinhaltet, den Nachbarn, seinen Hund oder seine Katze zu verspeisen, kann als Belohnung genutzt werden!


Erste Lernsequenz – auf mich zu und in meiner Gegenwart arbeiten


Nicht alles, was im ersten Moment zu funktionieren scheint, ist auch gut.

Bei Gildin wäre es ein Leichtes, ihn in eine gewünschte Richtung zu „drücken“ – hinter ihm her zu gehen würde schon genügen. Nur ist das langfristig absolut das Gegenteil von dem, was wir brauchen.


Die Erkenntnis kam mir übrigens irgendwann nächtens gegen 3 auf der Terrasse, als der kleine Terrier nach einem Pipiausflug überlegte, noch länger bei 5 Grad und Nieselregen draußen zu verweilen. Worauf ich – im ziemlich dünnen Nachtgespenst-Outfit – verschlafen gestikulierend hinter ihn ging und zur offenen Türe wies. Der kleine Terrier trollte sich zwar murrend und mit eingeklemmtem Schwänzchen hinein und wir sind beide dem Erfrierungstod entgangen, aber mir war im selben Moment klar, dass das ein völliger fail war. Auch um 3 Uhr Früh bei 5 Grad.


Ich möchte auf keinen Fall, dass dieser kleine Hund lernt, vor mir zu weichen.


Also machen wir uns daran, das Gegenteil zu erarbeiten.


In dieser Sequenz arbeitet Gildin die Leckerlispur in meine Richtung ab und erklimmt das erhöhte Hundebett, wobei er sich seitlich dreht – mich also nicht mehr voll im Blick hat. Er vertraut darauf, dass ich ihn nicht anspringe und auffresse, während er auf sein Tun konzentriert ist.


Ich gebe noch keine aktiven Signale.



Zweite Lernsequenz – „Ich zeig dir etwas“


Das Zeigen ist eine ziemlich menschliche Sache, die Hunde erst lesen und verstehen lernen müssen. Da es aber äußerst nützlich ist, wenn man Hund durch Zeigen auf etwas hinweisen oder eine Richtung deuten kann (und weil Gildin ein äußerst kluger kleiner Terrier ist), gehen wir das auch gleich an.


Zeigen wird von Hunden am besten verstanden, wenn der Arm deutlich vom Körper weg (und nicht vor dem Körper gekreuzt) bewegt wird. Das war für Gildin eine besondere Herausfordernung, weil er solche Bewegungen als bedrohlich und daher ängstigend kennen gelernt hatte.


Wir starten mit gut sichtbaren Wurststückchen, ich achte – um den Erfolg zu sichern – mit dem Zeitpunkt der Zeigegeste darauf, wann Gildin tendenziell die richtige Richtung bereits anbietet.


Erfolg so wahrscheinlich wie möglich machen bedeutet, Umwege und Fehler zu vermeiden.



Nächste Stufe war, die Belohnung so zu platzieren, dass sie nicht mehr ganz so offensichtlich da liegt, die Zeigegeste geht in die richtige Richtung, aber ich tippe nicht mehr direkt auf die Belohnung.


Man sieht deutlich, dass Gildin hier bereits verstanden hat, dass sich nur die gezeigte Stelle lohnt. Was bin ich stolz auf ihn!



Und weil sich der kleine Meister Gildin gar so wacker schlägt, kommt die Zeigegeste im nächsten Schritt schon von der Seite und in einer ganz alltagsorientierten Anwendung:

Die ausgebreitete Decke soll ihm später an anderen Orten als sicherer Hafen dienen – hier lernt er bereits, dass er auf die Decke gehen soll und sich dort etwas Gutes befindet.

Vor Aufbau der Zeigegeste hätte er nicht so lange nach der Wurst gesucht, sondern spätestens in der Mitte der Decke abgebrochen – mit seinem Dranbleiben zeigt er mir, dass er verstanden hat.



So, und im letzten Video dürft ihr mir meinen Fehler aufzeigen – was habe ich im Vorfeld vergessen, zu überprüfen?



Weil ich schon gefragt wurde, ob ich Gildin klickere – tja, DAS ist ein anderer Silberfunke!









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