tok tok - und aragorn klopft zweimal im liegen mit der schwanzspitze auf den boden.
ich weiss gar nicht, warum wir das gelernt haben - es hat sich irgendwie ergeben, weil meine maus immer zur begrüßung neben einem breiten grinsen im gesicht genau zweimal mit der schwanzspitze auf den boden klopft und ich das wirklich unglaublich süß finde.
also hab ich, wenn er es gezeigt hat, begonnen tok tok dazu zu sagen und nach kurzer zeit konnte er das verhalten auf signal. und ich möcht ja nicht angeben, aber er ist schon ein gscheiter schäfer ;-)
jetzt kann man fragen, welchen sinn es denn macht, dass ein hund auf signal mit dem schwanz auf den boden klopfen kann - welchen mehrwert hat ein solches verhalten?
objektiv betrachtet? gar keinen.
subjektiv betrachtet? ich freu mich, wenn er es macht. er freut sich, wenn ich mich drüber freue.
kurz - es macht uns beiden spaß.
genau das soll unser gemeinsames leben und auch das training mit unseren hunden ausmachen. jede positive lernerfahrung ist es wert gemacht zu werden.
jeder "unfug", den wir gemeinsam mit unseren hunden lernen, macht unsere beziehung reicher und lehrt uns ein tieferes verständnis für einander. lernen ist immer ein gegenseitiger prozess - genauso wie unsere hunde dinge von uns lernen, lernen wir tagtäglich von ihnen (auch wenn uns das vielleicht gar nicht immer bewusst ist).
gerade unsichere und schüchterne hunde können davon profitieren, dass sie scheinbar nutzlose dinge mit ihren menschen lernen - diese bringen erfolge, die vielleicht von außen klein erscheinen, die allerdings von unheimlich großen nutzen für den lerner, die lernerin sein können. erfolge machen nämlich mut und mut ist wichtig, um selbständig sein zu können, um sich an neue erfahrungen heranzutrauen.
zudem stehen weder hund noch mensch hier beim lernen unter (womöglich von außen diktierten) erfolgsdruck, dass ein bestimmtes verhalten doch bitte jetzt und gleich beherrscht werden muss. das entspannt und wer entspannt ist, lernt leichter und auch nachhaltiger. also sind solche "umwege" oft eine große hilfestellung für weiteres lernen und nicht, wie manchmal behauptet, vertanene zeit.
auch lernen will schließlich gelernt sein. wer sich selbst aus angst, unsicherheit, schüchternheit im weg steht, kann nicht lernen, kann sich auf neues nicht einlassen und auch nicht wachsen.
was sollen hunde nun also alles können?
glücklich ihr leben gemeinsam mit ihren menschen meistern.
neue erfahrungen auf ihr mit vielen positiven erinnerungen beschriebenes lebensblatt notieren.
ihren menschen vertrauen (können) und wissen, dass ihnen geholfen wird, wenn sie es benötigen.
auf ihre eigenen fähigkeiten vertrauen - fähigkeiten, die sie unter der anleitung ihrer menschen immer weiter ausbauen können.
und wie können sie das lernen?
in dem sie herausforderungen bekommen, die sie mit erfolg bewältigen können.
durch aufgaben, die ihr selbstbewusstsein fördern.
und aufgaben, die sie fördern und fordern,
die sie nicht klein halten, sondern die sie wachsen lassen.
und durch rückhalt von ihren sozialpartnerInnen.
welche aufgaben und herausforderungen das sein können, ist einzig und allein abhängig vom jeweiligen mensch-hund-team.
ich kann nur ein bissl sagen, was aragorn und ich so in den vergangenen neun monaten so gemeinsam getan haben - nein nicht nur tok tok ;-)
aragorn kann vortrefflich in meine einkaufstaschen schauen.
er kann seinen dummy aus dem regal angeln.
er kann super süß eine pfote anheben, wenn er sitzt.
er kann mich fürchterlich doof finden, wenn ich ihm etwas vorsinge - jaaaaa, ich wart echt nur mehr drauf, dass er den kopf schüttelt und sich mit der pfote auf die stirn tippt.
er kann 10 verschiedene spielzeuge mit deren namen erkennen und das richtige aussuchen.
er kann auch in einen armkreis einparken.
und was hat uns das alles gebracht?
der armkreis gibt ihm auch draußen sicherheit, wenn er etwas spooky findet.
dummy aus dem regal angeln hat ihm geholfen spielzeug auch unterwegs von ästen runter zu bekommen - ich werf halt manchmal ein bissl eigenartig - und nicht aufzugeben, wenn das zu bewältigend mal schwieriger ist.
einkaufstaschen untersuchen macht neugierig auf neues.
und ein singendes frauli macht andere menschen nicht ganz eigenartig ;-)
sind jetzt alle schockiert? hier steht ja nirgends "an lockerer leine gehen" und nicht mal "kommen, wenn gerufen".
ich glaube einfach, dass solch schwierige aufgaben für mensch und hund - ja, es ist für beide eine ordentliche herausforderung diese dinge zu beherrschen - wesentlich leichter zu erlernen sind, wenn sie schon eine große zahl an positiven lernerfahrungen machen konnten. ein großer polster an gemeinsamen erfolgen hilft sich auch an dinge heranzutrauen, die schwer sind und manchmal auch frustierend sein können.
lernen ist niemals nutzlos!