menschen leben mit hunden zusammen und menschen vertreten (meistens) die auffassung, dass sie ihre hunde nach bestimmten masstäben erziehen müssen. wie diese erziehung aussieht, hängt sehr vom menschen ab, wie er sich selbst sieht und was für ihn oder sie einen gut erzogenen hund ausmacht. oft machen sich menschen zunächst wenig gedanken, welche folgen erziehungsmethoden beim hund hinterlassen können, welche auswirkungen auf späteres verhalten dadurch manifestiert werden und wie der hund in seinem weiteren leben auf seine umwelt reagiert - reagieren kann.
ich selbst lebe mit sogenannten second-hand-hunden zusammen und auch als trainerin komme ich immer wieder mit hunden in berührung, die schon durch mehrer hände gegangen sind. hunde, die einen rucksack an erfahrungen mitbringen, die sie prägen und die einen großen einfluss darauf haben, wie sie mit bestimmten situationen in ihrem leben umgehen.
menschen spielen hier eine sehr große rolle, da sie diesen erfahrungsrucksack maßgeblich mitbefüllen und spuren hinterlassen, welche die zukunft beeinflussen.
100% gehorsam
hunde werden durch alle lebenslagen mit gehorsam "durchgeführt", oftmals steht dieser an vorderster stelle und ist auch das alleinige allheilmittel, wenn der hund "kreatives" verhalten zeigt, welches vom anderen ende der leine als nicht erwünscht angesehen wird, sei es ziehen an der leine, aggressionsverhalten gegenüber artgenossen oder menschen, das zerbissene kabel vom handy, ... menschen, die ihren hund als quasi untergebenen ansehen, fühlen sich oft persönlich beleidigt, wenn ihr hund sozusagen aus dem rahmen fällt.
durch dieses ständige vorgeben von verhalten kann der hund jedoch nie lernen, wie er alleine und auf adäquate art mit (neuen) situationen umgehen soll, die ihm möglicherweise unbehagen bereiten. sein verhalten kann oftmals unsicher bis überbordend sein, wenn neues auf ihn zukommt und er keine dementsprechende anweisung bekommt, wie er mit diesen situationen, die er nicht einschätzen kann, die ihm angst machen und die möglicherweise außerhalb des einflussbereiches seines menschen liegen, umgehen soll.
wenn solche hunde, nicht mehr so funktionieren, wie von ihnen erwartet wird, am erwarteten gehorsam zerbrechen, sind sie vom mensch oft nicht mehr "gewünscht" - das, was mensch sich erwartet, wird nicht erfüllt, also bleibt kein platz im leben.
in watte packen
natürlich sollen hunde von ihrem menschen behütet und beschützt werden, aber auch angeleitet, wie sie gute entscheidungen treffen können, nur so haben sie genug rüstzeug, auch in unbekannten umgebungen und situationen nicht überfordert zu sein.
oft wird von "überbehüteten" hunden gar nichts verlangt, sie dürfen aber oft auch nichts und hängen in schwierigen situationen in der luft - so kann der hund kein selbstvertrauen aufbauen und wird eigentlich in künstlicher abhängigkeit gehalten. keine erfahrungen sammeln dürfen, möglicherweise aus angst, dass schlimmes passieren können, macht lebewesen klein.
hunde sind während ihres ganzen lebens von ihren menschen abhängig - wir entscheiden, wann sie fressen, wann sie sich entleeren dürfen, ... - und daneben müssen sie in einer immer reglementierteren welt leben, die sie zusätzlich einschränkt. umso wichtiger ist es, dass sie lernen, wie sie sich in dieser modernen welt zurechtfinden können und wie sie mit diesem stress umgehen. ihnen diese lernerfahrungen nicht zu ermöglichen, kann zu hunden führen, die schnell mit ihrem leben überfordert sind und ihren stress durch oftmals für hund (ja auch hunde leiden darunter, wenn sie nicht wissen was sie tun sollen, um adäquat auf neue situationen reagieren zu können) und mensch unangenehmes verhalten lösen.
neues leben 1,2,3, ...
nun landet dieser hund auf einem neuen platz - ob die vergangenheit des hundes bekannt ist oder nicht, ist unterschiedlich - er findet sich in einer komplett neuen situation wieder und er hat nie gelernt, offen auf neues zuzugehen, in wirklichkeit wurde ihm dies sogar verboten, er weiss nicht, wie er stress bewältigen kann. möglicherweise wird er in den ersten tagen, wochen, monaten kein "unangenehmes" verhalten zeigen - vielleicht ist er so überwältigt von seinem neuen leben, dass er innerlich in einem kleinen schneckenhaus sitzt, aus dem er sich (noch) nicht heraustraut.
spätestens wenn der hund im neuen zuhause "angekommen" ist, kann er verhaltensweisen zeigen, die den neuen menschen in seinem leben überfordern, mit denen er nicht umgehen kann (oder will), die ihn vielleicht sogar schockieren. die (mögliche) folge? der hund verliert seinen platz erneut. nicht jeder mensch hat die zeit und kraft und auch die mittel, um mit hunden zu leben und auch zu arbeiten, die leben und lernen erst lernen müssen. das "spiel" beginnt für ihn aufs neue. neuer platz, neue menschen, neue situationen mit denen er nicht umgehen kann. die spirale dreht sich weiter.
warum hunde zu wanderpokalen werden, kann daran liegen, dass sie nicht wachsen dürfen und auch kaum selbständig erfahrungen machen.
das wandern beenden
natürlich kann keine pauschal-lösung gegeben werden, aber was wichtig ist, dem hund für ihn lösbare aufgaben zu stellen - auch wenn diese am anfang klitzeklein sind. kleine erfolge bei lösbaren aufgaben schenken vertrauen ins eigene können. und wer sein selbstvertrauen stärken darf, lernen und wachsen darf, gemeinsam mit seinem menschen positive lebenserfahrung sammeln darf, kann lernen sein leben zu meistern.
um hunde auf ihr leben gut vorzubereitet, auch wenn sie mit wenig erfahrungsschatz und handlungsstrategien in ihrem zuhause einziehen, können trainerInnen und hundeschulen, die an der aktion "tausche tv-trainer-ticket für ein gratis hundetraining" der initiative für gewaltfreies hundetraining teilnehmen, weiterhelfen.